Die Grünen in Deutschland haben eine lange Tradition, wenn es darum geht, Verbote und drastische Maßnahmen zu verkünden. Manche sagen, sie hätten es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben der Bürger zu regeln – von der Art, wie man das Auto parkt, bis hin zu dramatischen Untergangsprophezeiungen, die jede Bürokaffeepause zur Apokalypse werden lassen. Jüngstes Beispiel: Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Zwei Grad bis zur Apokalypse?
Lemke hat kürzlich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk ein Szenario gezeichnet, das jedem Science-Fiction-Fan die Freudentränen in die Augen treiben würde: Ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um zwei Grad würde die Menschheit nicht überleben. „Das werden wir nicht überleben“, sagte sie mit einer Ernsthaftigkeit, die an endzeitliche Prediger erinnert. Zwei Grad. So wenig. So viel.
Wer sich nun an die Warnungen der letzten Jahrzehnte erinnert, könnte sich fragen: Wo ist der wissenschaftliche Beweis? Dass das 1,5-Grad-Ziel verfehlt wurde, ist ein offenes Geheimnis. Doch die Menschheit hat sich bislang nicht kollektiv in Luft aufgelöst. Tatsächlich war lange Zeit das Zwei-Grad-Ziel der Goldstandard der Klimadiplomatie, bis es im Rahmen des Pariser Abkommens auf 1,5 Grad abgesenkt wurde. Aber eine überlebensfeindliche Schwelle? Fehlanzeige. Studien, die einen globalen Kollaps bei zwei Grad vorhersagen, sucht man vergeblich.
Der Grund für Lemkes drastische Worte? Möglicherweise ein bewährtes Mittel, um die Reihen der Überzeugten zu schließen und jene, die noch zweifeln, mit ein wenig mehr Angst zu versehen. Die Flutkatastrophe in der spanischen Provinz Valencia, bei der es zu vielen Toten und Vermissten kam, diente als willkommene Vorlage. Die Region, die schon 1957 von einer ähnlichen Katastrophe heimgesucht wurde, muss nun für die Rhetorik der Unausweichlichkeit herhalten. Ein wärmeres Mittelmeer, so Lemke, habe die Wetterphänomene verschärft.
Grüne Verbotskultur: Vom Klima zur Parkordnung
Aber warum bei den ganz großen Themen stehenbleiben, wenn man auch im Alltag auf Verbote setzen kann? Ein aktuelles Beispiel: die Grünen in Kiel. Dort wurde ein Verbot des Rückwärtsfahrens beim Einparken vorgeschlagen – aus Sicherheitsgründen, natürlich.
Die Frage bleibt: Wer profitiert von einer ständigen Katastrophenrhetorik? Wenn man sich einredet, dass zwei Grad das Ende der Menschheit bedeuten, stellt man sich selbst auf die Seite der Retter – und niemand möchte dem Retter widersprechen, selbst wenn er verlangt, nur noch vorwärts zu parken. Doch der gesunde Menschenverstand sollte sich fragen: Ist es tatsächlich vernünftig, anzunehmen, dass der Planet bei zwei Grad mehr unbewohnbar wird? Oder ist es eher ein politisches Werkzeug, um die Kontrolle zu sichern und Verbote salonfähig zu machen?
Die Grünen werden sich wohl kaum wie Martin Luther fragen: „Was ist die Wahrheit?“. Viel eher werden sie sich daran erinnern, dass man mit ein bisschen Angstpolitik und einem Verbot hier und da ganz gut durchregiert.