Man soll die Kirche bitte im Dorf lassen. Bei aller Solidarität und allem Verständnis für Rußlands Position im Ukrainekrieg muß man als Deutscher den 8. Mai nicht feiern. Er ist kein Grund zum Jubel, sondern steht für die schlimmste Katastrophe unserer Geschichte. Natürlich sind die russischen Gefühle anläßlich dieses Tages nachvollziehbar. Deutsche, die glauben, sich diese aus purer Solidarität mit Rußland zueigen machen zu müssen, liegen allerdings ziemlich neben der Spur.
Die Fakten: die Kapitulation ist Ursache und Ausgangspunkt unserer heutigen Misere. Mit dem 8. Mai 1945 verschwand Deutschland, nein: Europa als souveränes Subjekt aus der Geschichte. Der 8. Mai 1945 ebnete millionenfacher Entrechtung, der Abtrennung eines Viertels unseres Staatsgebietes, dem größten Technologieraub der Weltgeschichte die Bahn. Von der Ermordung von Millionen Deutschen nach (!) der Kapitulation nicht zu reden. Natürlich kenne ich die Vorgeschichte. Dieser Krieg hatte bekanntlich viele Väter.
Bismarck wußte, daß Völker keine Freunde, sondern nur Interessen haben. Es wäre gut, sich darauf zu besinnen. Deutsche Interessen geböten es, gute Beziehungen zu Moskau zu suchen und sich vom schwerstkriminellen „Wertewesten“ schnellstmöglich zu verabschieden. Im Gegensatz zu den US-Verbrechern hätte Rußland mit einem souveränen Deutschland keine Probleme – anders als die Amerikaner zogen die Russen 1991 vertragsgemäß ab. Der Schulterschluß mit Moskau ist ein Gebot der Vernunft. Die „antifaschistische“ Mär vom „Tag der Befreiung“ braucht es dazu aber nicht.
Karl Richter