Manchmal hat man das Gefühl, die Realität übertrifft jede Satire. Da wird ein verurteilter Vergewaltiger nach Afghanistan abgeschoben, versehen mit einem One-Way-Ticket und 1.000 Euro Handgeld – eine Summe, die manchem deutschen Rentner Tränen in die Augen treiben würde. Und was macht dieser Mann? Er lässt seinen Anwalt ausrichten, dass er bald wiederkommen will. Warum? Weil er eine Freundin in Deutschland hat, die in zwei Monaten ein Kind zur Welt bringt. Und, Sie ahnen es schon: Das Kind wird selbstverständlich „deutsch“.

Man kann sich das Lächeln des Anwalts förmlich vorstellen, als er der Presse verkündete, sein Mandant werde bald wieder deutschen Boden betreten. Denn warum sollte das deutsche Recht plötzlich Grenzen kennen, wenn es darum geht, den Vater eines „deutschen“ Kindes wieder ins Land zu lassen? Dass der besagte Vater ein verurteilter Sexualstraftäter ist, scheint dabei eine Nebensache zu sein. Schließlich geht es hier um die großen Themen Liebe und Familie – zumindest so, wie sie in juristischen Spitzfindigkeiten verwoben werden.

Natürlich gibt es da noch das kleine Detail eines Einreiseverbots, das dem Vergewaltiger Mohtajar N. auferlegt wurde. Aber keine Sorge, der Anwalt hat bereits angekündigt, sich mit den Behörden „auseinanderzusetzen“. Man kennt das ja: Irgendwo gibt es immer eine Lücke im Gesetz, die groß genug ist, um selbst die unerwünschtesten Gäste wieder willkommen zu heißen. Vielleicht überlegt man sich im Ministerium schon, wie man den Roten Teppich ausrollt, um nicht zu riskieren, dass jemand die „Menschenrechte“ in Gefahr sieht.

Es ist schon bemerkenswert, wie hier alles so herrlich ironisch zusammenkommt. Während der abgeschobene Vergewaltiger seine Rückkehr plant, fragen sich viele Deutsche, wie sie über die Runden kommen sollen. Ein Land, in dem die Justiz augenscheinlich für jeden noch so absurden Fall eine Lösung findet – nur nicht für die, die wirklich betroffen sind. Denn während Mohtajar N. seinen Anwalt losschickt, um die Rückkehr zu erstreiten, bleibt den Opfern seiner Taten nur die Hoffnung, dass der Rechtsstaat diesmal stark genug ist, um sie zu schützen.

Willkommen zurück?

Was soll man da noch sagen? Deutschland hat sich offensichtlich in eine absurde Komödie verwandelt, in der selbst die unglaublichsten Wendungen möglich sind. Vielleicht erleben wir bald den Tag, an dem Mohtajar N. wieder in Deutschland landet, begleitet von einem juristischen Triumphzug und den besten Wünschen für seine „deutsche“ Familie. Und während der Rest von uns zynisch applaudiert, bleibt die bittere Erkenntnis: In diesem Land ist wirklich alles möglich – außer vielleicht Gerechtigkeit.