Berlin versinkt im winterlichen Schneetreiben, und mittendrin: aufgebrachte Bauern aus dem südbrandenburgischen Elbe-Elster-Landkreis, die sich so richtig aufregen. Der Grund? Christian Lindner und seine Rede vor Zigtausenden Landwirten am Montag. Doch statt Applaus hagelte es Pfiffe und Buhrufe. Kein Wunder, schließlich bezeichneten die Elbe-Elster-Bauern die Ampel-Rede als „rotzfrech“ und fühlten sich persönlich angegriffen.
Im Berliner Schneematsch stehen sie, die Kaffeebecher wärmend die Finger vor Kälte. Die Landwirte, die eigentlich gar nicht vor die Kameras wollten – man kenne ja die üblichen Verdrehungen, wie sie leicht ironisch anmerken.
Zugutehalten muss man Christian Lindner, dem FDP-Chef und Finanzminister, dass er sich wissentlich dem frostigen Empfang vor dem Brandenburger Tor stellte. Umgeben von Mikrofonen und Lautsprechern kämpfte er darum, Gehör zu finden. Doch die Tausenden Landwirte, die er ansprach, machten ordentlich Lärm. Getrötet, gepfiffen, gebuht und geschimpft wurde in Richtung Bühne.
Zwischen einem Chor aus „Lügner“, „Heuchler“ und „Hau ab“ versuchte Lindner, eine gewisse Nähe herzustellen. „Nach vielen Gesprächen habe ich ein Gefühl für Ihre Situation“, ließ er verlauten. Gleichzeitig betonte er: „Ich will, dass die Politik den Landwirtinnen und Landwirten vertraut, statt in die Betriebe hineinzuregieren.“ Der FDP-Chef versuchte sogar, mit einem Hauch von Heimatverbundenheit zu punkten: „Ich komme aus dem Bergischen Land. Ich bin neben Wiesen, Feldern und dem Wald aufgewachsen.“
Lindner musste seine Stimme über das Gebrüll der Bauern erheben, um bei diesem finalen Bauernprotest seine Botschaft deutlich zu machen. Einerseits zeigte er Verständnis für den Unmut der Landwirte angesichts der von der Ampel geplanten Abschaffung der Subventionen für Agrardiesel. Andererseits versuchte er, Verständnis für die politischen Entscheidungen zu werben, die sich im Geldbeutel der Bauern bemerkbar machen werden.
Was allerdings vollkommen fehlte, waren die Lösungsvorschläge des Finanzministers, wie auch die Brandenburger Bauern nach der Rede persönlichen Gesprächen mitteilten. Auch wenn die Hoffnung auf ein Entgegenkommen nicht groß waren, ist man dennoch enttäuscht. Ein Ende der Proteste, die eigentlich nur für eine Woche angekündigt waren, ist auch deshalb bisher nicht absehbar.