Der Elbe-Elster-Kreis im Land Brandenburg macht mobil. Seine Bewohner wissen noch, was Solidarität heißt. Mehr als 14 000 Menschen der Region haben sich in den zurückliegenden Wochen mit ihrer Unterschrift für den Erhalt des von Schließung bedrohten Campina-Milchwerkes in Elsterwerda eingesetzt, wie heute der Betriebsratsvorsitzende Rudi Otto zum Abschluss der Aktion bekanntgab.

Das Werk in Elsterwerda ist kein kleiner Betrieb. Zusammen mit dem Campina-Werk in Prenzlau hat der holländische Konzern fast die Hälfte der im Land Brandenburg erzeugten Milchmenge unter Vertrag. 2003 erklärte Landwirtschaftsminister Wolfgang Birthler (SPD): “Campina ist für die Milchwirtschaft in Brandenburg strukturbestimmend. Wir sind stolz darauf, dass die Campina sich erneut in unserem Land engagiert”. Campina, eines der größten milchverarbeitenden Unternehmen Europas, war für die Brandenburger Sozialdemokraten genau der ersehnte Anschluß an die Globalisierung auch der Landwirtschaft, von der man sich laut Agrarbericht 2006 „den Erhalt vorhandener und die Schaffung neuer Arbeitsplätze“ erhoffte und mit Millionen Fördergeldern vorantrieb.

Nun hat der holländische Konzern Royal FrieslandCampina sich kurzerhand entschlossen, den Standort Elsterwerda Mitte 2011 zu schließen und die etwa 350 Mitarbeiter zu entlassen. Nicht etwa, weil das Werk rote Zahlen schreibt. Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wie der Bürgermeister von Elsterwerda Dieter Herrchen (parteilos) sagt, handelt es sich um einen „hochprofitablen Betrieb“, dessen Schließung für die 8500 Einwohner zählende Stadt eine Katastrophe wäre. „Das Campina-Werk Elsterwerda schreibt schwarze Zahlen, hat genügend Aufträge und soll wegen eines höheren Gewinns geschlossen werden“, meinte Herrchen.

In ihrer Not haben die Beschäftigten und die betroffenen Milchbauern vieles versucht, bis hin zu einem Brief an die niederländische Königin Beatrix. Allerdings wird das alles nicht ausreichen. Ob Ministerpräsident Platzeck (SPD), Wirtschaftsminister Christoffers (Linke) oder die Bundesregierung. Für sie alle hat global stets Vorrang vor nationalen oder gar regionalen Notwendigkeiten. Mit ihnen ist keine Politik zu machen – weder für die Bauern, noch für Handwerker und Mittelstand und schon gar nicht für die Beschäftigten in den Betrieben. Profitmaximierung hat bei ihnen immer Vorrang vor einer gedeihlichen Entwicklung einer Region, Vorrang vor einem menschenwürdigen Leben des deutschen Volkes.

Da hilft nur eins, so wie es die Dithmarschen Bauern vor mehr als 500 Jahren schon machten, als Dänen ihnen ihr Land und Recht rauben wollten. Sie schlugen die dänischen Söldner mit Gewalt aus ihrer Heimat. Am 17. Februar 1500 errangen die Dithmarschen Bauern gegen die dänischen Eroberer bei Hemmingstedt an der Westküste Schleswig-Holsteins den Sieg. „Vaterlandsliebe ist unser Heiligstes“, riefen damals die Bauern von Dithmarschen den dänischen Söldnern entgegen.

Lang ist es her. Doch auch heute geht es erst wieder aufwärts in unserem Land, wenn die multinationalen Konzerne verjagt und eine Volkswirtschaft betrieben wird, die den regionalen und nationalen Bedürfnissen unseres Volkes und nicht den Profitinteressen der Plutokraten entspricht. Was wir in Elsterwerda brauchen, ist eine genossenschaftlich betriebenes Milchwerk, das entsprechend des Konzepts der regionalorientierten Wirtschaft produziert. So sieht eine Politik aus, deren Richtschnur die Bedürfnisse des deutschen Volkes sind – oder, wie die NPD sagt, sozial geht nur national.

Dr. Kersten Radzimanowski