Eines ist gewiß, ein Protest oder gar eine Androhung von Sanktionen klingt anders. Aber, um den für dumm verkauften Europäern etwas vorzuspielen, da reicht sie allemal – die Erklärung, die heute in Brüssel die EU-Außenminister zur Ermordung eines Hamas-Politikers in Dubai und den damit verbundenen Einsatz europäischer Pässe durch eine Mossad-Teorroreinheit abgaben. Zwar zeigten sich die Minister in Brüssel über die Tötung von Mahmud al Mabhuh bestürzt, wahrscheinlich aber bestürzter, dass die israelische Täterschaft und die Komplizenschaft einiger EU-Länder ans Tageslicht kamen. “Die EU verurteilt scharf den Umstand, dass die an dem Vorgang Beteiligten betrügerisch Pässe und Kreditkarten einsetzten, an die sie durch Diebstahl von Identitäten europäischer Bürger gelangten”, heißt es in der kurzen Erklärung. Kein Wort zu den Ermittlungen in Dubai, mit denen Israels Geheimdienst Mossad des Mordes zu 99 Prozent überführt wurde, keine Androhung des Abbruch diplomatischer Beziehungen zu Israel, falls sich die Berichte der britischen Presse als wahr erweisen sollten, dass Israels Ministerpräsident Netanjahu persönlich den Einsatzbefehl für das Killerkomando gab und der Mossad-Mördereinheit viel Glück bei ihrem schmutzigen Handwerk gewünscht hat.
Nein, in Israel leben die guten Mörder. Viel wichtiger für die Brüsseler Außenminister war es, vor der großen Gefahr des Iran zu warnen und schärfere Sanktionen zu fordern. Dabei sprachen sich insbesondere Länder wie Deutschland und Frankreich für schärfere Strafmaßnahmen aus, weil die islamische Republik nun selbst das schwach angereicherte Uran (bis 20 Prozent) produzieren will, dass sie für ihre medizinischen Reaktoren benötigt. Frau Merkel sorgt sich, dass der illegalen Atommacht Israel eine regionale Konkurrenz entstehen könnte.
Damit man überhaupt besser im Iran agieren kann und vielleicht Israel nicht die ganze Drecksarbeit allein machen muß, hat man sich auch auf die Bildung eines europäischen Geheimdienstes geeinigt, der bei dem im Aufbau befindlichen Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) angesiedelt sein soll. Nach einer Meldung des EUobserver von heute sollen im neuen Gremium unterschiedliche nachrichtendienstliche Einheiten vereinigt werden. An seine Spitze werde möglicherweise der britische Geheimdienstler William Shapcott treten, der gegenwärtig dem Krisenzentrum der EU-Kommission (Joint Situation Centre) vorsteht.
Die Briten haben noch bessere Kontakte als der BND zum Mossad und anderen israelischen Geheimdiensten. Sie sollen als einzige von der israelischen Seite auch vorab über den Mordanschlag und die Nutzung britischer Pässe informiert gewesen sein. Da kann David Miliband, britischer Außenminister und polnischstämmiger Jude, stolz sein. Seine Jungs nicht nur im Foreign Office haben ganze Arbeit geleistet.
Dr. Kersten Radzimanowski