Ja, Dresdens Geschichte hängt zu einem großen Teil auch an seinen Brücken. Nicht, dass das an der Elbe gelegene Städtchen es leicht hätte – zuerst die Zerstörung im Krieg, dann die städtebaulichen Sünden der DDR, und jetzt das aktuelle Drama um die Carolabrücke. Doch bevor wir uns über den aktuellen Einsturz echauffieren, sollten wir einen Moment innehalten und an die einstige Brücke erinnern, die selbst den großen Städten dieser Welt zur Ehre gereicht hätte.
Die historische Carolabrücke: Ein Meisterwerk des 19. Jahrhunderts
Die erste Carolabrücke war nicht einfach nur eine Brücke – sie war ein Symbol. Ein Symbol des Fortschritts, der Ingenieurskunst und des Mutes, die Elbe mit einer Konstruktion zu überspannen, die nicht weniger als grandios war. 1892 begann der Bau unter der Leitung von Hermann Klette, einem Mann, der noch für seine Visionen lebte, lange bevor Betonmonster die Landschaft zu verschandeln begannen. Die Brücke, so hieß es damals, sollte eine der prächtigsten in ganz Europa werden – und das war sie auch. Mit einer Gesamtlänge von 340 Metern, einer zweigleisigen Straßenbahn und beidseitigen Gehwegen setzte sie Maßstäbe.
Die Technik, die in die erste Carolabrücke floss, war für die damalige Zeit bahnbrechend. Sechs mächtige eiserne Bögen überspannten die Elbe, getragen von Pfeilern, die so robust wirkten, dass man glaubte, sie könnten Jahrhunderte überdauern. Die Fahrbahn war breit genug, um sowohl den Fußgängern als auch den Straßenbahnen gerecht zu werden, und die Brücke fügte sich harmonisch in das Bild des aufstrebenden Dresden ein. Es war eine Zeit, in der man überall im Land noch stolz auf Bauwerke sein konnte, ohne sich für die heute moderne und gesichtlose Architektur rechtfertigen zu müssen.
Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs
Und dann kam der Krieg. Nicht, dass Dresden bereits genug gelitten hätte – es musste noch schlimmer kommen. Am Abend des 7. Mai 1945, wenige Stunden bevor das große Blutvergießen zu Ende ging, entschieden verteidigende Einheiten der Stadt, dass die Brücke nicht in die Hände der Roten Armee fallen dürfe. Zwei der drei Stromöffnungen wurden gesprengt. Als die sowjetischen Truppen den Albertplatz erreichten, war von der einstigen Pracht nur noch ein Trümmerhaufen übrig.
Nach dem Krieg folgte der Pragmatismus. Ein Wiederaufbau der prachtvollen Carolabrücke? Zu teuer, zu aufwendig, und wer brauchte schon Nostalgie, wenn der Sozialismus eine neue, glorreiche Zukunft versprach? Die verbliebenen Teile der Brücke wurden abgetragen, und 1952 folgte die Sprengung der letzten Bogenträger. Dresden machte Platz für etwas Neues – oder sollte man sagen, etwas weniger Inspirierendes? Der Wiederaufbau fand nicht statt, weil der Blick nach vorn gerichtet war – und weil man lieber schnell als gut bauen wollte.
Die DDR, auch bekannt für ihre Vorliebe für Beton und schlichte Funktionalität, plante in den 1960er Jahren eine neue Brücke. Sie musste praktisch sein, funktional, und möglichst wenig Aufsehen erregen. Die neue Carolabrücke erfüllte diese Vorgaben perfekt: Kein architektonisches Meisterwerk, sondern ein nüchterner Verbindungsweg zwischen den Ufern der Elbe. Sie tat ihren Dienst, was will man mehr? Doch der Preis für diese Eile war hoch, wie sich jetzt gezeigt hat.
Chronik der Schäden an der neuen Carolabrücke
Noch 2018, das wissen wir jetzt, hatte die Brücke ihre „Hauptuntersuchung“ – eine Art „Brücken-TÜV“ – bestanden. Man war damals guter Dinge. Doch 2021 kamen externe Gutachter zu einem weniger erfreulichen Ergebnis: „Maßgebende Schäden“ hieß es plötzlich. Freiliegende, korrodierende Bewehrungen und eine Dichtung, die alles andere als dicht war, wurden entdeckt. Es war das Vorspiel zum Drama, das diese Woche seinen traurigen Höhepunkt erreichen sollte.
Und dann geschah das Unausweichliche. In der Nacht zum 11. September 2024 – zu einem Zeitpunkt, als man bereits an den ersten Renovierungsplänen für 2025 arbeitete – krachte ein Teil der Brücke in sich zusammen. Die Stadt war entsetzt, die Verantwortlichen schwiegen oder wiesen Schuldzuweisungen weit von sich. Einziger Lichtblick: Es wurde zum Glück niemand verletzt und die Fernwärmeversorgung wurde erstaunlich schnell wiederhergestellt, so dass wenigstens niemand frieren muss.
Keine modernen Kompromisse: Die alte Carolabrücke muss zurück!
Nun steht die Frage im Raum: Was soll aus der Carolabrücke werden? Die Antwort kann nur eine sein: Der Wiederaufbau der historischen Brücke muss kommen! Die Dresdner haben bereits bewiesen, dass sie ihr Erbe zu schätzen wissen – man denke nur an die grandiose Wiedererrichtung der Frauenkirche, die heute als strahlendes Symbol für die Widerstandskraft der Stadt steht. Jetzt, nach dem Einsturz, ist der Moment gekommen, an dem die Stadt erneut zeigen kann, dass sie ihre Geschichte nicht einfach ausradiert, sondern sie würdigt.
Lasst uns jetzt alle lautstark dafür werben, die ursprüngliche Carolabrücke wieder zu erbauen – so wie sie einst den Stolz der Stadt verkörperte, kann sie wieder als weiteres Wahrzeichen Dresdens auferstehen. Keine moderne Konstruktion, kein profaner Betonbau, sondern das majestätische Bauwerk, das einst die Elbe überspannte.
Ein Monument der Ingenieurskunst, das sowohl als funktionale Verkehrsverbindung als auch als lebendiges Zeugnis der Baukunst vergangener Epochen dient.
Dieser Brückenneubau wäre mehr als ein Infrastrukturprojekt – er wäre eine Geste des Respekts gegenüber der eigenen Geschichte und ein Signal dafür, dass Elbflorenz die Werte und Meisterwerke seiner Vergangenheit ehrt. Lasst uns die alte Carolabrücke wiederauferstehen lassen – als Zeichen für eine Heimat, die ihre Wurzeln nicht vergisst!