In wenigen Tagen schließt die Münchner Neue Pinakothek wegen Umbauarbeiten für mehrere Jahre – Grund genug, der renommierten Bildersammlung über die Weihnachtsfeiertage nochmals einen Besuch abzustatten. Das Haus, 1853 auf Initiative des bayerischen Königs Maximilian II. begründet und 1981 nach der Zerstörung im Krieg in postmodernem Gewand wiedereröffnet, verfügt heute über eine wirklich beachtliche Sammlung von Gemälden und Skulpturen vom Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Es muß etwa mit der Berliner Neuen Nationalgalerie keinen Vergleich scheuen.
Nähert man sich der Sammlung, den hier versammelten Größen der europäischen Malerei – darunter auch Goya, Gainsborough, Turner und viele andere – und ihren Themen unbefangen, dann muß man sich eingestehen: es ist eine vergangene, heute auch für die Kundigeren nur noch mit viel Vorbildung faßbare Welt von gestern. Die Antike mit ihren Mythen, überhaupt die Vorstellung der „klassischen“ Welt mit ihren Werten und Göttern, die zumindest im Schulunterricht noch bis in meine eigene Jugend hinein prägend war – ist das heute nicht alles sehr, sehr weit weg?
Ich denke, es kommt auf den persönlichen Standort, den persönlichen Bildungshintergrund an. Trottel, bei denen Hopfen und Malz verloren ist, hat es zu allen Zeiten gegeben. Letztlich sind WIR Europa und seine großartige Überlieferung. Jeder einzelne kann sie sich aneignen, im Zeitalter des Internets sogar mehr denn je. Man muß nur wollen. Es liegt an uns, ob unser Weltteil noch eine Zukunft hat oder ob wir der Barbarei Raum geben.