Seit meinem gestrigen Besuch in der Münchner Neuen Pinakothek hat offenbar nicht nur mich, sondern auch andere Franz von Defreggers berühmtes Historienbild „Das letzte Aufgebot“ aus dem Jahr 1872 nicht mehr losgelassen; ich stellte es in meinem gestrigen Post hier ein.
Tatsächlich kann ich nicht verhehlen, daß das Bild unter die Haut geht. Es zeigt eine Szene aus dem Tiroler Freiheitskampf gegen Napoleon und seine bayerischen Verbündeten. Dieser endete bekanntlich mit der endgültigen Niederschlagung des Aufstandes 1809 und der Erschießung Andreas Hofers zu Mantua im Februar 1810. Franz von Defregger, unter dem Bayernkönig Ludwig II. Hofmaler in München, schildert das Ausrücken des letzten Aufgebotes gegen den übermächtigen Feind – Alte und Bauern, die nur noch mit Hacken und Spießen bewaffnet sind. Wir kennen Ähnliches aus den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges.
Für das „letzte Aufgebot“, einerlei ob 1809, 1945 oder heute, stellt sich die Frage nicht, ob der eigene Kampf überhaupt noch sinnvoll oder nicht vielmehr ein vergebliches letztes Blutopfer ist. Über Elementarfragen wie die Verteidigung des eigenen Bodens ist nicht zu diskutieren – jedenfalls nicht unter Menschen, die Rückgrat und Ehre im Leib haben. Diese sind es, auf die sich Europas Geist und Größe bis zum heutigen Tag gründet.
Vieles spricht dafür, daß wir heute das letzte Aufgebot sind. Auch wir werden, wie es aussieht, nicht viel mehr als Knüppel und Holzgewehre zur Hand haben, wenn es so weit ist. Es tut nichts zur Sache. Der eigene Boden, das eigene Land steht nicht zur Disposition. Wir haben kein anderes.