Heute vor genau hundert Jahren, in der Nacht zum 17. Juli 1918, wurde in Jekaterinburg der letzte russische Zar Nikolaus II. und seine Familie ermordet. Rußland versank um diese Zeit bereits im Bürgerkrieg, weil sich gegen die Machtübernahme durch die Bolschewiken überall im maroden, von Krieg und Hunger zermürbten Riesenreich Widerstand regte. Was folgte, war ein jahrelanger Bürgerkrieg, der vonseiten der Roten von Anfang an als Ausrottungsfeldzug gegen das alte Regime und seine Träger – Lehrer, Beamte, Priester – geführt wurde. Er forderte innerhalb weniger Jahre Millionen Todesopfer und ebnete nach dem Sieg der Kommunisten die Bahn für eines der wahnwitzigsten, mörderischsten Sozialexperimente der Menschheitsgeschichte.
Der baltendeutsche Emigrant Alfred Rosenberg lag richtig, als er den Siegeszug der Bolschewiken, der mit unbeschreiblichen Grausamkeiten einherging, 1922 im Titel einer erschütternden Dokumentation als „Pest in Rußland“ bezeichnete. Eine ganze Generation empfand es so. Das kommunistische Rußland wurde zum Synonym für Genickschuß, Massengräber und GULag-Terror.
Eigenartig: schon 1890 hatte eine britische Karikatur unter dem Titel „The Kaisers´s Dream“ (Des Kaisers Traum) eine satirische Karte des künftigen Europa unters Volk gebracht – Rußland ist dort als „Wüste“ verzeichnet, während die deutsche ebenso wie die k.u.k. Monarchie verschwunden sind. So etwas ist natürlich reiner Zufall.
Den Befehl zur Ermordung der Zarenfamilie gab Lenin selbst. Die Zarentreuen, so sein Kalkül, sollten kein lebendes Symbol der alten Ordnung mehr vorfinden, um das sie sich scharen konnten. Der Zar und seine Familie mußten ausgelöscht werden.
Die geplünderten, von zahllosen Kugeln und Bajonettstichen entstellten und zerfetzten Leichen wurden nach dem Massaker im Keller der Mordstätte auf eine Waldlichtung beim nahegelegenen Dorf Koptjaki gebracht, zerstückelt und verbrannt. Ihre Gesichter übergossen die Mörder zusätzlich mit Schwefelsäure. Als offizielle Version wurde verbreitet, die Zarenfamilie sei bei einem Fluchtversuch umgekommen.
Erst 1991 wurden die Überreste entdeckt, exhumiert und Jahre später in einem feierlichen Akt in der Peter-und-Pauls-Festung auf der Admiralitätsinsel in St. Petersburg beigesetzt.
Ein besonders schauerlicher Aspekt des Zarenmordes irrlichtert bis in jüngste Zeit. Noch im November 2017 befand ein Ermittlungskomitee aus Experten und Geistlichen der orthodoxen Kirche, beim Mord an der Zarenfamilie habe es sich um ein religiöses Menschenopfer durch Juden gehandelt. Das ist natürlich finsterster Aberglaube.