Frau Walde, Sie sind die Nummer Fünf auf der Liste der NPD zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 20. März 2011, bei mehr als fünf Prozent wären Sie also in der kommenden Legislaturperiode im Parlament. Für welche Ziele würden Sie sich dort einsetzen?

Heidrun Walde: Ich möchte mich vorrangig für die Verlierer der Einheit einsetzen. Diese sehe ich insbesondere in den heute rentennahen Jahrgängen, also den Menschen, die heute zwischen 50 und 65 Jahre alt sind. Sie sind in der Regel zu jung für die Rente und zu alt, in der heutigen Arbeitswelt noch ein zum Auskommen ausreichendes Einkommen zu finden. Was bleibt, sind viele Jahre in der Hartz IV-Falle. Dazu kommt, dass ab dem 1. Januar 2011 auch der Rentenbeitrag für diese Menschen völlig wegfällt, was zu einer weiteren massiven Verschärfung des Armutsrisikos im Alter führt. Als Alternative plädiere ich für die Wiedereinführung normal bezahlter ABM-Stellen gerade für diese Jahrgänge. Ich will mich außerdem für ein Müttergehalt einsetzen, denn es kann nicht angehen, dass Frauen dafür bestraft werden, wenn sie den Fortbestand unseres Volkes sichern. Überall wird der Geburtenrückgang beklagt, deshalb muss dringend etwas dagegen getan werden. Dafür setzt sich auch der Ring Nationaler Frauen ein, in dem ich seit Jahren aktives Mitglied bin.

Stichwort Hartz IV-Falle: Offiziell gibt es in Deutschland knapp drei Millionen Arbeitslose, inoffiziell sind es wohl etwas mehr – und trotzdem hört man von oben allenthalben den Ruf nach Fachkräften, die offenbar unter den deutschen Arbeitslosen partout nicht zu finden sind und deshalb aus dem Ausland importiert werden müssen. Nun gibt es sicher untaugliche Exemplare wie zum Beispiel einen Arno Dübel, aber erwiesenermaßen sind da eben auch viele, die eindeutig nicht dieser Kategorie zugehörig sind. Wie sähe in der Hinsicht Ihr Vorgehen aus?

Heidrun Walde: Es gibt außer den drei Millionen “offiziellen” Arbeitslosen noch rund sieben Millionen Hartz-Empfänger, einige hunderttausend Menschen in Ein-Euro-Jobs und zehntausende ältere Arbeitslose über 60, die nicht mehr gezählt werden sowie viele statistisch unberücksichtigt bleibende Arbeitslose in oft sinnlosen oder zumindest zweifelhaften Bildungsmaßnahmen. Unter diesen Menschen würden sich bestimmt auch viele Fachkräfte finden lassen, so dass man diese nicht aus dem Ausland importieren muss. Sicher gibt es auch Missbrauch, aber das ist nicht die Regel, die meisten Menschen wollen arbeiten, besonders dann wenn sie von ihrer Arbeit auch leben können.

Sie waren vor Ihrem NPD-Engagement bei den Republikanern, die in Ihrem Bundesland ja faktisch nicht mehr existent sind, auf Landesvorstandsebene aktiv. Wie fühlen Sie sich als ehemalige Angehörige einer gemäßigten Rechtspartei in der NPD aufgehoben?

Heidrun Walde:Ja, ich war lange Jahre Mitglied bei den Republikanern und auch langjährig im dortigen Landesvorstand. Diese Partei hat sich leider durch einen völlig überzogenen Abgrenzungskurs immer weiter ins Abseits manövriert und ist jetzt zumindest im Osten Deutschlands bedeutungslos. Ich habe eine neue politische Heimat in der NPD gefunden, die sich auch für gemäßigte und konservative Patrioten geöffnet hat.

Viele der genannten sehen das anders. “Nationaler Sozialismus ist machbar”, hat Parteichef Udo Voigt 2008 verkündet, um einmal ein prominentes Beispiel zu bringen. Das ist aber nicht das, was Aktivisten, Sympathisanten und Wähler bzw. vor Allem auch viele Nichtwähler aus dem gemäßigten rechten Lager wollen. Wie passt das zur Öffnung der NPD in diese Richtung, die Sie eben genannt haben?

Heidrun Walde: Eine Partei hat immer mehrere Flügel. Diese Flügel zusammen zu halten, ist die Kunst der Politik. Deshalb befürworte ich auch den Zusammen-schluss mit der DVU und die Öffnung für Konservative, denn ich bin der Überzeugung, dass es der NPD gelingen wird, alle nationalen Strömungen unter ihrem Dach zu vereinigen. Selbstverständlich wird es immer Einzelpersonen oder auch Kreise – und mit Kreise meine ich nicht Kreisverbände – geben, die sich aus unterschiedlichsten Ursachen außerhalb der Gemeinschaft stellen.

Ein Einzug ins Parlament wäre für die NPD ein großer Erfolg. Hätte er darüber hinaus auch Bedeutung für die Rechte insgesamt, ob nun gemäßigt oder radikal – und wenn ja, warum?

Heidrun Walde: Ich hoffe auf einen Einzug der NPD in den sachsen-anhaltischen Landtag, da ich selbst von hier stamme und fast mein ganzes Leben hier gelebt habe. Meine Hoffnung setze ich nach dem erfolgreichen Parteitag von Hohenmölsen zur Fusion von DVU und NPD auf eine Sogwirkung auch für die Republikaner und die pro-Gruppen zu einer einzigen großen Rechtspartei in Deutschland, so wie das auch in anderen europäischen Ländern möglich ist.

Lassen Sie uns eine Hypothese aufstellen: Angenommen, die NPD zieht in Sachsen-Anhalt in den Landtag ein, erreicht in der Folge in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die Wahlkampfkostenerstattung, während die Republikaner vielleicht jeweils sogar aus selbiger herausfallen, zieht im Mai in Bremen in die Bürgerschaft und im September erneut in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ein – dann wird sich mancher Aktivist von Republikanern und pro-Bewegung im stillen Kämmerlein wohl noch einmal überlegen, ob es nicht doch vielleicht sinnvoller wäre, sich dem dann fahrenden Zug anzuschließen als weiterhin eigene Strukturen mühsam und vor Allem zeitaufwändig aus dem Nichts heraus aufzubauen, im Falle der Republikaner auch neu aufzubauen. Nur: Dann steht da an der Spitze der NPD jemand, der als Ziel den “Nationalen Sozialismus” postuliert und dadurch die von Ihnen genannte mögliche Sogwirkung enorm bremst… Wäre es in diesem Augenblick dann nicht an der Zeit, durch einen nach Möglichkeit einvernehmlich geregelten personellen Umbruch in der Führung Entgegenkommen zu signalisieren, um Ihre Vision einer vereinten Rechtspartei zu realisieren? Es gibt da ja einige Leute, denen man durchaus den Sprung in die erste Reihe auf Bundesebene zutrauen kann…

Heidrun Walde: Natürlich hätte ein Einzug der NPD in den Landtag von Sachsen-Anhalt enorme Sogwirkung auch auf die Republikaner und die pro-Gruppen. Wie im Fall eines weiteren Zulaufs von Konservativen der nächste Bundesvorstand besetzt sein wird, kann man heute noch nicht sagen. Der nächste Bundesparteitag ist im kommenden Jahr. Selbstverständlich gibt es auch bei den gemäßigten Kräften, sowohl in unseren Reihen, als auch in den anderen Parteien und Gruppierungen, Personen, die den Sprung in die erste Reihe schaffen würden, aber das sind eben derzeit Spekulationen. Die Begrifflichkeit des “Nationalen Sozialismus” suggeriert wegen seiner klanglichen Nähe zum historischen Nationalsozialismus natürlich Rückwärtsgewandheit. Dabei haben wir doch im Heute genügend Probleme, die es anzugehen und zu lösen gilt. Wer sich diesen Problemen verschließt, hat in der NPD genauso wenig verloren, wie in jeder anderen national orientierten Partei. Am Ende kommt es darauf an, was jeder Einzelne unter “Nationalem Sozialismus” versteht, oder verstehen will.

Wie sehen Sie die Chancen, dass Sie sich am Abend des 20. März 2011 als MdL betiteln dürfen?

Heidrun Walde: Die Chancen stehen gut, verschiedene Umfragen sehen die NPD in Sachsen-Anhalt schon jetzt bei 5 Prozent. Bei der Bürgermeisterwahl in Laucha hat unser Kandidat am Sonntag 24 Prozent der Stimmen bekommen. Unser gerade beginnender Wahlkampf wird zweifellos noch mehr Menschen von unserer Idee und von unseren Idealen überzeugen, so gesehen ist mir nicht bange. Trotzdem wird es noch ein harter und anstrengender Weg bis zum Magdeburger Domplatz. Den müssen wir aber nicht alleine bewältigen, die Solidarität und Unterstützung aus den anderen NPD-Landesverbänden ist beispiellos.

Weil wir es gerade davon hatten: Gibt es auch Unterstützung aus dem Umfeld anderer rechter Parteien – außer der DVU -, von denen ja bekanntlich keine am 20. März auf dem Stimmzettel stehen wird?

Heidrun Walde: In Sachsen-Anhalt ist der gesamte Landesvorstand der Republikaner bereits 2007 zur NPD übergetreten, 2008 folgte dann der Landesvorstand der Deutschen Partei. Auch die DSU hat Hilfe beim Wahlkampf signalisiert. Damit ist in Sachsen-Anhalt eigentlich schon das vollzogen worden, was viele Nationale seit langem bundesweit anstreben.

Frau Walde, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Heidrun Walde: Ich danke Ihnen für Ihr Interesse.