+ Schon das Dreifache der offiziellen 5,5 Milliarden ausgegeben +
ISAF(mb). Am kommenden Freitag jährt sich der Beginn des internationalen Kriegseinsatzes in Afghanistan bereits zum zehnten Mal. Konnte man in all den Jahren schon keine nennenswerten Erfolge der „Bundeswehrmission“ vermelden, so präsentiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stattdessen nun eine ungeschönte Rechnung über die wirklichen Gesamtkosten, die der deutsche Steuerzahler tragen muss: So hat der Einsatz uns in den vergangenen zehn Jahren bereits stolze 17 Milliarden Euro gekostet.
Dies entspricht sage und schreibe dem Dreifachen der (auch nicht gerade niedrigen) Summe von 5,5 Milliarden Euro, die die Bundesregierung bisher offiziell veranschlagt hatte. Die erhebliche Differenz zwischen den offiziellen Zahlen und denen des Instituts erklärt sich dabei durch die geschickte Ausklammerung zahlreicher Kostenpunkte durch die Bundesregierung. So werden etwa die unmittelbar mit dem Einsatz zusammenhängenden Investitionen des Entwicklungshilfeministeriums oder des Auswärtigen Amtes zur „Stabilisierung der Region“ oder Kosten durch Tod und Verletzung von deutschen Soldaten einfach verschwiegen. Selbst die Bezahlung der gut 5000 im Einsatz befindlichen Bundeswehr-Soldaten taucht in der offiziellen Kostenrechnung nicht auf.
Doch damit nicht genug. Da der geplante Abzug deutscher Kampftruppen aus Afghanistan sich bis Ende 2014 hinzieht, wird Deutschland nach Einschätzung des DIW mindestens fünf weitere Milliarden investieren müssen. Die Gesamtkosten lägen demnach bei 22 Milliarden Euro. Sollten jedoch alle 5000 deutschen Soldaten bis Ende 2014 in dem asiatischen Land bleiben, kämen noch einmal schlappe drei Milliarden hinzu. Nicht eingerechnet sind hierbei noch die Kosten für die Finanzierung des Einsatzes durch Kredite, bei deren Berücksichtigung man am Ende auf eine Endsumme von 35 Milliarden Euro käme. Es fragen sich also nicht ohne Grund viele Deutsche, in wiefern diese milliardenschwere „Investition“ unserem Land, der Islamischen Republik Afghanistan oder dem Weltfrieden förderlich ist.
Es dürfte – wie eingangs erwähnt – unübersehbar sein, dass von den Erfolgen dieses Krieges, der im Übrigen bereits länger andauert als der letzte Weltkrieg, wenig zu sehen ist. So wurden etwa die zunächst besiegt geglaubten islamischen Taliban im Laufe der vergangenen Jahre paradoxerweise immer stärker. Im Korruptionsbericht von Transparency International erreichte Afghanistan im Jahre 2008 Platz 176 von 180 Ländern. 2009 und 2010 sogar nur noch Platz 179 von 180 – schlimmer dran ist nur noch das Bürgerkriegsgebiet Somalia.
Von einer funktionierenden Demokratie in Afghanistan, wie sie vom kriegsführenden Westen seit Jahren versprochen wird, kann zudem keine Rede sein. Dafür aber von einem florierenden Drogen-Geschäft: Seit 2002 ist der Opium-Anbau in dem bergigen Land um etwa 800 Prozent angestiegen. Auch sonst sorgt das Land für jede Menge einschlägiger Schlagzeilen: So berichtete im vergangenen Jahr die britische Zeitung „The Times“, dass stolze 4,2 Milliarden Dollar an westlichen Hilfsgeldern spurlos verschwunden sind. All das hinderte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) jedoch nicht daran, Afghanistan bei seinem Blitzbesuch im Januar 2011 rund 17 Millionen Dollar Schulden zu erlassen.
Auch das Schicksal der Bundeswehr-Soldaten klingt nicht gerade nach „Erfolg“ – und schon gar nicht nach „Frieden“: Dutzende kehren im Sarg heim, Hunderte weitere bleiben traumatisiert. Auf afghanischer Seite fielen dem Krieg zudem bereits nicht wenige unschuldige Zivilisten zum Opfer. Das Argument, Deutschland werde am Hindukusch verteidigt, entpuppt sich als unhaltbar, wenn man bedenkt, dass es gerade dieser Kriegseinsatz ist, der Deutsachlands Ansehen in der islamischen Welt beschädigt und durchaus zu Hass auf Deutschland und Anschlägen hierzulande provoziert – zu allem Überfluss registriert der Verfassungsschutz auch noch über 30.000 aktive Islamisten in Deutschland, an deren zügige Abschiebung aber offenbar niemand denkt.
Weder dient der Afghanistan-Einsatz deutschen Interessen, noch denen der Zivilbevölkerung. Nicht umsonst nimmt diese die Bundeswehr laut Medienberichten vor allem als Aggressor wahr – und nicht als Friedensstifter. Wie will man auch in einem Land, in dem blutige Anschläge und Gefechte seit Jahren zum Alltag gehören, ernsthaft von Frieden reden? Kein Wunder also, dass eine Mehrheit der dortigen Zivilbevölkerung unlängst den Abzug aller fremden Truppen aus ihrem Land forderte.
Erwähnenswert ist zu guter Letzt, dass die erwähnten Milliarden-Summen nicht einfach vom Himmel fallen, sondern hierzulande an anderer Stelle eingespart werden müssen, etwa im Bereich der Bildung, bei Infrastrukturprojekten oder durch Stellenabbau bei der Polizei. Unseren Politikern fällt sicher noch einiges mehr ein…