„Compact-Live“ war zu Gast in der Gemeinde, die in den letzten Wochen Opfer einer gigantischen Medienkampagne wurde

Gerade jetzt, wo das NPD-Verbotsverfahren ins Stocken geraten ist und die Antragsteller ihren Nachtrag substantiell unterfüttern müssen, häufen sich die Meldungen über ein vermeintlich kämpferisch-aggressives Vorgehen der Nationaldemokraten. Im »Fall Tröglitz« gab es am 7. Mai 2015 jedenfalls eine sehr aufschlußreiche Veranstaltung von Compact-Live, die im HYZET Kultur- und Kongreßzentrum in Alt-Tröglitz inmitten der Bergbaulandschaften des mitteldeutschen Braunkohlereviers stattfand.

Das Magazin um den Chefredakteur Jürgen Elsässer (Foto) bestätigte wieder mal seinen Ruf als Tabubrecher und diskutierte in der bundesweit in die Schlagzeilen gekommenen Gemeinde unter anderem mit AfD-Landeschef André Poggenburg über die verfehlte Gegenwart der deutschen Asylpolitik, wobei sich nach den einleitenden Vorträgen zahlreiche Bürger zu Wort meldeten, unter anderem auch der burgenländische NPD-Kreisrat Steffen Thiel als Anmelder der später bundesweit in die Schlagzeilen gekommenen Abendspaziergänge. In seinem Eingangsreferat erläuterte Jürgen Elsässer aber zuerst einmal, daß sich die Zahl der Asylbewerber in Deutschland seit 2008 verzehnfacht habe, wobei jeder dritte Asylant aus dem Westbalkan komme, wo schon lange nicht mehr geschossen werde. »Das Volk in Deutschland wird ausgetauscht, ohne daß das Volk darüber abstimmen konnte«, schlußfolgerte Elsässer.

In der Debatten- und Fragenrunde konnte Kreisrat Steffen Thiel sehr genau darlegen, daß die Abendspaziergänge einen durch und durch friedlichen Charakter trugen ‒ es wurden weder Parolen skandiert noch wurde in den Reden überhaupt die Parteizugehörigkeit des Anmelders erwähnt, um den überparteilichen Charakter der Veranstaltungen zu wahren. Die Rolle als Anmelder der Veranstaltungen habe er, Thiel, nur übernommen, weil alle anderen Personen aus dem engeren Kreis der Veranstalter sich dies aus beruflichen Gründen nicht hätten erlauben können.

Auch die Rolle des zurückgetretenen Ortsbürgermeisters Markus Nierth ist eine nähere Betrachtung wert: Dieser gab sich noch im vergangenen Dezember als Sympathisant der Asylmißbrauchskritiker aus, und äußerte sich entsprechend dann auch in einem Beitrag für das Amtsblatt der Gemeinde. Die Demonstranten, so Thiel weiter, hätten Nierth auch immer das Angebot gemacht, auf ihrer Veranstaltung zu sprechen, und die Abendspaziergänge selbst hätten immer einen ähnlichen Charakter gehabt wie Dutzende von ähnlichen Kundgebungen, die es damals, auf dem Höhepunkt der Gida-Protestwelle, wöchentlich in allen Teilen Deutschland gegeben habe. Niemals sei es darum gegangen, Nierth in irgendeiner Art und Weise einzuschüchtern, man habe den Ortsbürgermeister mit den Abendspaziergängen nur dazu auffordern wollen, im Gespräch mit anderen Funktionsträgern des Kreises und des Landes darauf hinzuweisen, daß viele Bürger der Gemeinde Elsteraue eben gegen die Errichtung eines Asylbewerberheims in Tröglitz eingestellt wären.

Thiel betonte, er sei sich »zu 99 Prozent sicher«, daß die Brandstiftung nicht aus dem rechten Strukturen der Region heraus begangen wurde. Der Verleger Kai Homilius stellte im Anschluß an die Debattenrunde fest, daß zu den Grundrechten der Bürger eben auch das Grundrecht gehöre, sich vor einer zu starken Überfremdung des eigenen Landes fürchten zu dürfen. Thiel kündigte an, daß es in Tröglitz zu geeigneter Zeit noch mindestens einen Abendspaziergang geben werde.

Arne Schimmer

Nach Redaktionsschluß erreichte uns die Meldung, daß inzwischen in Richtung “Versicherungsbetrug” ermittelt wird.



Der Artikel ist in der Deutschen Stimme erschienen