Mehr Krankmeldungen als je zuvor: TK meldet neuen Höchststand
Rekorde in Deutschland – die lieben wir, solange sie uns die guten Seiten zeigen: Exportweltmeister, Fußballriesen, Autobauer der Extraklasse. Doch in diesem Fall bleibt wenig Grund zum Feiern. Die Techniker Krankenkasse (TK) meldet für das Jahr 2024 einen neuen Spitzenwert, nur diesmal in der Disziplin „Krankmeldungen“. Die neuesten Zahlen besagen, dass die versicherten Berufstätigen in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Durchschnitt satte 14,13 Tage krankheitsbedingt ausfielen. Und der Grund? Die Deutschen liegen offenbar mit einer Dauererkältung danieder. Niemand will es laut aussprechen, doch die TK-Zahlen zeigen: Es krankt im Staate Deutschland – und das in mehrfacher Hinsicht.
Rasanter Anstieg: Erkältungskrankheiten dominieren Krankheitsgründe
Was in anderen Ländern als milde Erkrankung gilt, die mit ein bisschen Hühnersuppe kuriert wird, scheint hierzulande zur Volksplage geworden zu sein. Erkältungen, nichts weiter als Erkältungen, werden als Hauptursache für die Krankmeldungen genannt. Der TK zufolge fällt jeder zweite Krankheitstag auf eine Rotznase oder ein leichtes Hüsteln. Dabei fällt auf, dass die Statistik sich seit der glorreichen Vor-Corona-Zeit verdoppelt hat. War der durchschnittliche Beschäftigte vor fünf Jahren noch rund 1,7 Tage wegen einer Erkältung abwesend, so sind es inzwischen schon mehr als drei. Ein gesunder Lebensstil? Fehlanzeige! Unsere geliebte Industriemaschine scheint dem Schnupfen erlegen zu sein.
Psychische Belastungen weiter im Aufwind
Doch der Schnupfen ist nur die Spitze des Eisbergs. Der nächste Platz im Ranking gehört – wie sollte es anders sein – den „psychischen Belastungen“. Depressionen, Angststörungen und Burnout: ein Trio infernale, das auch 2024 keine Pause kennt. Ganze 2,80 Fehltage pro Kopf bescherte uns die psychische Malaise im letzten Quartal. Das ist doch mal eine Leistung! Dass die Zahl dieser Fehltage seit Jahren kontinuierlich steigt, überrascht kaum jemanden mehr. Unsere Gesellschaft, die sich selbst gerne als stabil und optimistisch beschreibt, scheint innerlich doch eine Spur brüchiger zu sein, als es nach außen den Anschein hat. Wer dem deutschen Angestellten regelmäßig beim Arbeiten zusieht, erkennt schnell: Die Nerven liegen blank.
Dauerbrenner Rückenschmerzen: Dritte Ursache für Krankmeldungen
Ebenfalls keine Überraschung im Ranking der häufigsten Gründe für krankheitsbedingte Fehlzeiten: Rückenschmerzen. Wenn die Psyche dem Deutschen zu schaffen macht, zieht das gute alte Kreuz nur allzu gern mit. 2,05 Fehltage bringt uns der „Rücken“ pro Jahr, und das fast schon zuverlässig wie der Autobahnstau zur Ferienzeit. Der deutsche Arbeitnehmer sitzt und beugt sich in einer Form, die seine Muskeln und Knochen nicht mitmachen wollen, aber was soll’s: Solange das Sitzmöbel feststeht und der Bürostuhl ergonomisch gestaltet ist, scheint doch alles in Ordnung, oder?
Ein unklarer Trend: Deutlicher Anstieg ohne klare Ursache
Doch woher kommt dieser Anstieg der Krankheitszahlen? Was ist passiert, dass die Deutschen plötzlich schwächeln wie nie zuvor? Die TK spricht von einer verbesserten statistischen Erfassung – na, wenn das kein Trost ist! Das ZEW Mannheim verweist immerhin darauf, dass die Zahlen teils durch eine akkurate Erhebung nach oben geschossen sind. Doch ein bisschen Statistik-Facelifting allein erklärt kaum, warum der Arbeitnehmer sich plötzlich doppelt so häufig wegen einer laufenden Nase krankmeldet. Ist das Immunsystem kollektiv erschlafft oder steckt hinter dem Husten und Schniefen ein stiller Protest gegen den Arbeitsplatz, der sich längst nicht mehr wie eine Lebensaufgabe anfühlt?
„Stiller Protest“ und Frustration: Stimmen aus der Bevölkerung
Ein Blick in die Realität der Bürger zeigt ein Bild voller Resignation. Der Einzelhandel ist zum Sparen verdammt, Unternehmen fahren auf Minimalleistung – und immer mehr Deutsche stimmen mit den Füßen ab. Der Frust über politische Entscheidungen, die so weit weg von den Bedürfnissen der Bürger erscheinen wie der Mond von der Erde, sitzt tief. Da bleibt wohl nur der eigene Rückzug in Form einer Krankenmeldung. „Die Leute haben die Nase voll“, meint ein Handwerksmeister, der sich bei seinen Kunden umhört. „Jeder fünfte ist unzufrieden, und das liegt nicht nur an der Politik. Da ist eine tiefe Enttäuschung spürbar.“ Wenn schon das Vertrauen in die Institutionen schwindet, dann bleibt wohl nur die „eigene Zeit“ als Zufluchtsort.
Deutschland hat also wieder einen Rekord aufgestellt. Nur diesmal sind es die Krankmeldungen, die das Land an die Spitze bringen. Ob der stolze Titel des „kränksten Landes“ in den kommenden Jahren Bestand haben wird, bleibt abzuwarten.