Vor 45 Jahren, am 10.03.1963, starb in Berlin-Wilmersdorf der 22jährige Jurastudent Hans-Jürgen Bischoff beim Zusammenbau einer Plastikbombe in seiner Wohnung am Hohenzollerndamm 15 durch eine Explosion, die das Wohnhaus schwer beschädigte.
Zuvor hatte er bereits mehrere unblutige Anschläge auf die kommunistische Schandmauer und ein sowjetisches Reisebüro verübt. Nachdem im Schutt der Wohnung Mütze und Band einer schlagenden Verbindung sowie eine nationale Monatsschrift gefunden worden waren stand für die Berliner Journaille fest, dass Bischoff Mitglied einer „neonazistischen Terrorbande“ gewesen wäre, der nun endgültig das Handwerk zu legen sei. Mitwisser oder gar Mittäter wurden jedoch nie gefunden. Ein angeblicher Gast, der Bischoff kurz vor dem Unfall aufgesucht haben sollte, stellte sich als Erfindung eines 16jährigen Lümmels heraus. Hetze und Lüge, damals wie heute.
Hans-Jürgen Bischoff war in Neudamm bei Landsberg an der Warthe geboren. Im Frühjahr 1945 flüchteten seine Eltern mit ihren zwei Söhnen nach Fürstenwalde bei Berlin. Dort fiel der jüngere Bruder dem alliierten Bombenterror zum Opfer. Der Vater, ein Arzt, wurde bei den Sowjets denunziert und nach Workuta in Sibirien verschleppt. An den Folgen dieser „Befreiung“ starb er 1961 bald nach seiner Heimkehr. Im Jahre 1954 floh Bischoff mit seiner Mutter nach West-Berlin, nachdem er sich als Oberschüler aktiv am Aufstand des 17. Juni 1953 beteiligt hatte.
Geprägt durch dieses Erleben gehörte Hans-Jürgen Bischoff zu den jungen Deutschen, die es nicht hinnehmen wollten, dass ihr geschundenes Vaterland auch noch durch Mauer und Stacheldraht geteilt wurde. Er litt unter der brutalen Spaltung seines Volkes. Die leeren Worthülsen der Politiker „Die Mauer muß weg“ genügten ihm nicht. Mit Anschlägen auf die Mauer wollte er die Weltöffentlichkeit aufrütteln. Natürlich war sein Handeln – ausgelöst durch die Heroisierung des Hitler-Attentäters Stauffenberg, dessen Bild er an der Wand hatte – bodenlos leichtsinnig, da er nicht nur sich, sondern auch andere Menschen gefährdete.
Dennoch: Er war ein Idealist, der, wenn auch mit falschen Mitteln versuchte, in das verhängnisvolle Schicksal seines Volkes einzugreifen.
Gedenken wir seiner in Ehrfurcht vor seinem persönlichen Opfer.
LZT