Nach dem unrühmlichen Abgang von Frauke Petry wäre Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein beinahe Parteichefin der Alternative für Deutschland geworden. Sie wurde zwar nicht gewählt, verhalf aber dem konservativen Parteiflügel um Björn Höcke dazu, den als gemäßigt geltenden Berliner AfD-Vorsitzenden Georg Pazderski an der Bundesspitze zu verhindern. Nach zwei Abstimmungen ohne klares Ergebnis zogen beide Kandidaten zurück, Alexander Gauland trat als Kompromisskandidat an und wurde gewählt.
Nun ist es aber mit ihrer Parteikarriere vorbei. Nachdem Sayn-Wittgenstein bereits im vergangenen Jahr ihren Posten als Fraktionsvorsitzende verlor, ist diese Woche auch das anhängige Parteiausschlussverfahren beschieden worden. Der Abgeordneten wird vorgeworfen, sich grob parteischädigend verhalten zu haben, da sie sich in der Vergangenheit positiv zum Verein „Gedächtnisstätte“ geäußert hatte. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, der deutschen Heimatvertriebenen zu gedenken und hat dazu unter anderem ein beeindruckendes privat finanziertes Denkmal im thüringischen Guthmannshausen errichten lassen.
Die AfD verliert mit Sayn-Wittgenstein nicht nur ihre frisch gewählte Schleswig-Holsteinische Landesvorsitzende, sondern auch eine der profiliertesten Patrioten der Partei. Beobachter werten den Ausschluss als Aufbegehren der liberalen Parteimehrheit in den westdeutschen Bundesländern, denen der patriotische Weg der mitteldeutschen Verbände seit längerem nicht geheuer ist. Die liberalen Mitglieder stellen noch immer die Mehrheit im Bundesvorstand der AfD und bestimmen somit maßgeblich den Kurs. Neben Koalitionsplänen mit der CDU spricht sich dieser Parteiflügel mittlerweile auch für eine Zusammenarbeit mit der SPD aus. Ein gefährlicher Weg, der die AfD für patriotische Deutsche unwählbar macht.
Welche Pläne Doris von Sayn-Wittgenstein nun nach ihrem unfreiwilligen Ausscheiden hat, ist bisher noch nicht bekannt. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass sie dem patriotischen Lager erhalten bleibt. Denn eines ist klar, entgegen wankelmütiger Kantonisten wie André Poggenburg, mit denen sich keine längerfristigen Planungen realisieren lassen, ist die 64-jährige auch außerhalb der AfD in weiten Kreisen akzeptiert. Schauen wir mal, ob sie diese Strahlkraft nutzen kann, um das patriotische Lager abseits der blauen Seifenblase zu einigen.