Sommerzeit ist Festspielzeit. Allenthalben im deutschen Kulturraum finden in der Urlaubs- und Ferienzeit Festspiele, Freiluft-Festivals oder Sommerkonzerte statt, seien es die Störtebeker-Festspiele auf Rügen, die Salzburger oder die Bayreuther Festspiele. Die Auswahl ist groß, Deutschland ist eben doch ein Kulturland.
Aber nicht alles ist Gold, was glänzt. Während sich die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg einem familienfreundlichen und eher „naiven“ Spielbetrieb hingeben können, herrscht an den großen Bühnen auch während der sommerlichen Festspielsaison der nackte Irrsinn. Er hat einen Namen: Regietheater. Will sagen: der Regisseur hat Narrenfreiheit, und das im wörtlichen Sinn. Er kann aus dem vorgefundenen Klassikerstück machen, was er will, ohne sich an antiquierte Kategorien wie zum Beispiel die Werktreue zu halten. Auf deutschen Theaterbühnen wird deshalb kopuliert, gezotet und gekotet, was das Zeug hält. Mit Schiller und Co. hat das nichts mehr zu tun, weshalb normale Menschen längst einen großen Bogen um Theater machen. Traurig, aber unvermeidlich.
Der Schriftsteller Daniel Kehlmann hat 2009 zur Eröffnung der Salzburger Festspiele eine herzhafte Abrechnung mit dem Regietheater abgeliefert, dem er völlig zurecht attestierte, es sei „zur letzten Schrumpfform linker Ideologien degeneriert“. Geändert hat sich durch Kehlmanns deutliche Worte leider nichts – das Regietheater hält die deutschen Bühnen wie von je fest in seinem Würgegriff.
Mitschuld daran trifft allerdings auch das Publikum. Es läßt sich – wie der deutsche Normalbürger leider auch sonst – jede, aber auch jede Zumutung kritiklos bieten und applaudiert am Ende noch wie von Sinnen. Klar, wer von Wagner und Schiller ohnehin keine Ahnung hat, dem kann man in Bayreuth auch rote Regenschirme für Siegfrieds Drachen verkaufen. Nur sollte man dann der Ehrlichkeit halber nicht mehr „Richard Wagner“ auf den Theaterzettel schreiben.
Natürlich ist das alles inakzeptabel. Niemand muß sich die selbstverliebten Regie-Torheiten kranker Alt-68er bieten lassen. Boykottieren wir ihren Irrsinn einfach – schließlich hat jeder einen DVD-Spieler zuhause, und das Geld sind die teuren Theaterkarten eh nicht wert. Und wenn sich die Verhältnisse in Deutschland irgendwann wieder zum Guten geändert haben, dann wird man in Salzburg und Bayreuth auch wieder ins Theater gehen können, ohne Brechreiz zu verspüren. Ewig kann es nicht mehr dauern.