2014 wurde von der Bundesregierung über die Köpfe der Vertriebenen hinweg der sog. Weltflüchtlingstag (20. Juni) festgelegt, der gleichzeitig als Gedenktag für Flucht und Vertreibung dienen soll. Der von den Vertriebenen gewünschte 5. August als Tag der Verkündung der „Charta der Heimatvertriebenen“ (1950) hatte sich damit erledigt. Leider folgte der BdV, wie so oft, dieser Gängelung von oben. Inzwischen ist deutlich geworden, was man in Berlin eigentlich beabsichtigte: Die unauflösliche Koppelung (genauer: Relativierung) des Gedenkens an die Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten mit der gegenwärtigen Invasion von Emigranten aus Afrika, Asien und Osteuropa.
Signifikant deutlich wurde dies bei der Einweihung eines Gedenksteins in Oranienburg am 20. 6. 2015. Jahrelang hatte der BdV-Oberhavel einen Gedenkstein für die Opfer der Vertreibung eingefordert und wurde hingehalten. Als nun der „Weltflüchtlingstag“ in Berlin beschlossen wurde, kam Bewegung in die Sache.
Wer aber nun dachte, daß die Opfergruppe der deutschen Vertriebenen den Gedenktext eigenständig festlegen darf, sah sich bald eines Besseren belehrt. Eine Kungelrunde des Oranienburger Bürgermeisters Laesicke (SPD) mit einer Handvoll Personen legte schließlich den Text fest, dem nicht die Landsmannschaften, wohl aber der BdV-Kreischef Speckmann zur Freude der Lokalpresse und der Verwaltung seinen Segen gab. Der Text wurde erst unmittelbar vor der offiziellen Enthüllung vom Steinmetz auf die polierte Oberseite des Steins aufgeklebt, der sich an einer fern vom Passantenverkehr gelegenen Stelle hinter der neuen Bibliothek befindet. Der zur Enthüllung einladende Bürgermeister zog es vor, selbst nicht zu erscheinen. Noch bevor die Veranstaltung begann, verließen einige Vertriebene verärgert den Ort, als sie die frisch aufgebrachte Inschrift dank den einsetzenden Regens durch das verhüllende, nasse Laken hindurch gelesen hatten. Der Stadtverordnete und Kreistagsabgeordnete Detlef Appel wies in Gesprächen mit einzelnen der ca. 30 erschienenen Personen darauf hin, daß in der Oranienburger Stadtverordnetenversammlung der Text des Gedenksteins zu keinem Zeitpunkt Thema war. Die in Anspruch genommene „Einwohnerschaft der Stadt Oranienburg“ hatte in der Realität keine Mitwirkungsmöglichkeit.
Die Zensur des Gedenktextes (die Vertriebenen wollten, daß den deutschen Vertriebenen gedacht wird) habe jedenfalls nicht das gewählte Stadtparlament vorgenommen.
Nicht überraschend war deshalb, daß von den vier Landsmannschaften, die den BdV in Oberhavel tragen, drei Vorsitzende der Enthüllung fernblieben.
Der Beifall für die Rede eines SPD-Landtagsabgeordneten, der die Gedenkveranstaltung überdies mißbrauchte, um Seitenhiebe auf die NPD auszuteilen, fiel entsprechend gering aus. Dies alles wird sicher noch Diskussionen innerhalb der Kreis-BdV zur Folge haben. Die Landsmannschaft Ostpreußen signalisierte bereits, daß sie sich durch diesen Text in seiner beabsichtigten unhistorischen Beliebigkeit nicht vertreten fühlt. Eine Vertriebene, die sich ebenfalls durch dem Text brüskiert fühlte, stellte treffend fest: „Da weint ja sogar der Himmel“.