Polen, Danzig und die Geschichte, die man dir nicht erzählt

Der 1. September 1939 – der „böse Deutsche“ zieht los?

So steht’s in fast jedem Schulbuch:
Hitler wollte den Krieg, Polen war das arme Opfer, und alles war von langer Hand geplant.
Klingt einfach. Zu einfach.

Denn die Dokumente erzählen eine andere Geschichte – eine, die in deinem Geschichtsbuch meistens fehlt.

Hitlers Polenpolitik – das Gegenteil von dem, was du denkst

Direkt nach seiner Machtübernahme 1933 änderte Hitler die deutsche Polenpolitik radikal.
Die Weimarer Republik war klar polenfeindlich gewesen. Hitler dagegen setzte auf polenfreundliche Diplomatie.

Das sorgte damals für richtig Ärger. Konservative Militärs, Monarchisten, Kommunisten – alle waren gegen diese Kursänderung. Trotzdem hielt Hitler daran fest. Klingt nicht gerade nach jemandem, der von Anfang an Krieg wollte, oder?

Danzig: Der Knackpunkt

Springen wir ins Jahr 1939.
Nach dem Anschluss der Rest-Tschechei nahm sich Hitler die Polenfrage vor. Am 24. Oktober 1938 bot er Warschau einen Deal an, den er am 5. Januar 1939 noch einmal persönlich bestätigte:

  • Deutschland verzichtet endgültig auf Westpreußen, Posen und Ostoberschlesien.
  • Die dort lebenden Deutschen dürfen frei wählen, ob sie umsiedeln oder bleiben.
  • Einzige deutsche Forderung: Die Rückkehr von Danzig zum Reich.

Warum Danzig? Ganz einfach:
Die Stadt war zu 90 % deutsch, gehörte aber seit dem Versailler Vertrag nicht mehr zu Deutschland, sondern hatte den Status eines Freistaats. Kein Teil Polens. Kein „deutscher Überfall“ auf polnisches Staatsgebiet.

Polens Antwort? Mobilmachung.

Und jetzt wird’s interessant:
Ende März 1939 begann Polen eine großangelegte Mobilmachung.
Nur wenige Tage später gab Großbritannien den berühmten „Blankoscheck“: eine uneingeschränkte Kriegsgarantie für Warschau.

Ergebnis: Polen fühlte sich sicher, lehnte jedes Gespräch ab – und verschärfte die Konfrontation.

Wollte Hitler also Krieg?

Dokumente und Protokolle zeigen: Hitler wollte bis zuletzt verhandeln.
Er riskierte innenpolitisch extrem viel, indem er Polen so weit entgegenkam.
Doch Warschau und seine westlichen Hintermänner hatten andere Pläne.

Der Krieg war also kein jahrelang geplanter „Überfall“, sondern das Ergebnis einer Eskalation, die von vielen Seiten befeuert wurde.

Und heute?

Bevor du denkst: „Ja gut, Geschichte…“ – schau dich um.
Heute redet man über die Ukraine, damals über Danzig.
Heute gibt’s NATO-Garantien, damals gab’s den britischen Blankoscheck.
Heute sagt man: „Russland hat den Krieg gewollt.“ Damals sagte man: „Deutschland wollte den Krieg.“

Manchmal ändert sich nur das Datum.

Geschichte ist selten so schwarz-weiß, wie man sie dir erzählt.
Wer verstehen will, was 1939 wirklich passierte, muss die einfachen Erklärungen hinterfragen.
Denn wer das nicht tut, läuft Gefahr, dieselben Fehler noch einmal zu machen.